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Marokko 2011
22.04. – 12.05.
Ich hatte mich nach längerer Überlegung entschlossen, eine etwas größere Tour zu unternehmen bevor der Deckel zugeht . Marokko war das Ziel und auch die Unruhen in Nordafrika konnten mich nicht davon abhalten. Dieser Reisebericht soll auch Informationen für Afrikaneulinge bieten, Wüstenfüchse mögen mir das nachsehen!
Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass Einiges an Kapital abfließt, bevor das Vorderrad afrikanischen Boden berührt. Meine erste Rechnung gestaltete sich wie folgt:
Reisepass (59 EU), Bilder dazu (10 EU), Autoreisezug Neu-Isenburg/Alessandria (159 EU), Fähre Genua-Tanger (352 EU-einfach), dazu Kleinkrams wie Autobahngebühren und Verpflegung auf dem Schiff. Das wären dann schon mal rund 600 EU. Alternativ kann man von Livorno, Sete, Barcelona oder Almeria rüber schippern.
Meine BMW im Autozug
Autozug-Verladestation Alessandria, feuchte 13 Grad
Dann auf die Autobahn in Richtung Genua. Ich hatte jede Menge Zeit bis zur Abfahrt der Fähre und wollte noch ein wenig an der Küste rum fahren. Das Wetter machte mir aber ein Strich durch die Rechnung und so verdrückte ich mich bis zur Abfahrt im Hafen. Nach 2 Hamburger in MCDonald´s fand ich mich im Terminal 2 ein. Nicht schwer zu finden, man muss sich nur an den total überladenen Kastenwagen der Afrikaner orientieren.
Später trafen Elke und Jochen und Judith und Josef ein. Wir hatten uns über das Forum “Motorradkarawane” verabredet und sollten zeitweise zusammen die Tour bestreiten.
Die Fähre traf ein und zuerst einmal mussten alle in Barcelona aufgeladenen Neuwagen (Seat, Iveco, VW Polo) von Bord. Das dauerte. Dann fuhren die Kastenwagen auf. Hoffnungslos überladen setzen die meisten mit den Anhängerkupplungen oder Auspuffen auf.
Meiner Meinung nach wär da noch was drauf gegangen. Man beachte den Reifen hinten links!
Im Preis von 352 EU (einfach) war diese Aussenkabine enthalten. 2 1/2 Tage auf See ohne Kabine geht nicht.
Auf dem Schiff ging es schon ziemlich afrikanisch zu. Die entsprechende Kleiderordnung, arabische Töne und verschiedentlich ausgerollte Gebetsteppiche stimmten schon mal auf den anderen Kontinent ein.
Nach dem Zustieg der Passagiere beim Zwischenhalt in Barcelona, wurde uns bewusst, dass wir uns auf ein Land ausserhalb der EU zu bewegten. Es wurden nämlich Schriftstücke im Schiff ausgeteilt, welche der Abfertigung am marokkanischen Zoll dienten. Hier mal die genauere Erklärung, wie das abgeht:
Das weisse Formular wird zweifach ausgefüllt und erklärt sich von selbst, da in 3 Sprachen (wann geboren, wo geboren und warum?). Das grüne (zwei Durchschläge) betrifft das Auto/Motorrad.
Da wir ziemlich Probleme mit diesem Formular hatten, hier die Erklärung:
1, erste Zeile: Name
1, zweite Zeile die Nummer, welche der Zollbeamte vorher in den Pass einstempelte.
2.erste Zeile: Kennzeichen
2. zweite Zeile: Typ
2. dritte Zeile : Fg-Nr.
2. vierte Zeile.Erstzulassung
Dann die Unterschrift (Signature), die große Schrift sind die Eintragungen des Zollbeamten.
Die eigentliche Abfertigung im Schiff ist für uns EU-Bürger ungewohnt. Zuerst einmal muss man drauf achten, dass man mit der Aushändigung der Formulare eine Nummer erhält (!!). Die Formulare werden nach Auslaufen in Barcelona im Zwischendeck und permanent an der Rezeption ausgeteilt. Soweit ich das beurteilen konnte, bekommen die Lastwagenfahrer bevorzugt die ersten Nummern. Aus Aushängen ersichtlich, steht wann und wo die Abfertigung erfolgt. Bei mir an diesem kompletten Tag bis 23.30 Uhr und für Nachzügler am nächsten Tag 13.00 Uhr – 14.00 Uhr in der ungenutzten Disco des Schiffes. Dann wird´s lustig. Die Abfertigung erfolgt nach Reihenfolge der Nummern an zwei Tischen. Die Trucker mit den kleineren Nummern haben das schon öfters gemacht und rücken Platz für Platz auf den Sofas in Richtung Zollbeamter, wenn gerade wieder mal einer erfolgreich abgefertigt wurde. Das Ganze sieht aus wie die Reise nach Jerusalem. Irgendwann wird´s aufregend, weil Leute damit beschäftigt sind zu erfahren, welche Nummer gerade dran ist. Erste Station ist Tisch Nr.1. Dort sammelt der Beamte die beiden weissen Formulare ein und stempelt eine mehrstellige Nr. in den Pass ein. Das wäre die erste Hürde wenn man seine Nummer nicht verpasst. Wenn doch, schickt einen der Beamte, kraft seines Amtes, gnadenlos zurück. Und so wird beispielsweise aus Nr. 90 Nr. 490 (neue Nr. muss man sich an der Rezeption holen). Das dauert u.U. schon mal länger. Nach Erfolg an Tisch 1 stellt man sich mit Pass und dem grünen Formular und der gleichen Abfolge-Nr. am Nebentisch an und meldet sein KFZ an. Der Beamte behält einen Durchschlag des Formulares und macht seine Einträge im Formular.Wenn das erledigt ist, kann man sein Bierchen für 4.50 EU an der Bar trinken.
Dokumentenabfertigung an Bord
Im Hintergrund Gibraltar
Afrika, ich komme!
Hier mal ein repräsentativer Querschnitt der Typen, die nach Afrika wollten: Unmengen von Boxer-BMW, alle Sorten Allradler und die schon erwähnten überladenen Kastenwagen.
Dann wird es wieder lustig! Nach Verlassen der Fähre in Tanger-Med (der neue Hafen liegt übrigens ca. 30 km östlich von Tanger-Stadt), wird man vom Grenzpersonal in Gruppen aufgeteilt. Man sollte übrigens dort nicht fotografieren. Wer es dennoch tut, wird sich wundern, wie schnell man diese Bilder wieder los wird. Als Erstbesucher in Marokko muss man zuerst zur Hafenpolizei. Die ist im Bereich in den oberen Büros. Dort wird die mehrstellige Nummer im Pass im PC registriert. Ebenfalls wird dort das Eingangsdatum eingestempelt. Dann mit Pass und dem grünen KFZ-Formular zurück zur Sammelstelle am Zoll. Dort warten, bis man an der Reihe ist. Ein Beamter geht mit den Dokumenten in irgendein Büro und kommt wieder damit zurück. Das wär´s eigentlich wenn man nicht noch Geld zu tauschen hätte. Das kann man an Kiosken am linken oberen Bereich tun. Gleichermaßen können sich dort alle ihre Zwangsversicherung kaufen, es sei denn, ihre grüne Versicherungskarte gilt für Marokko (selten). Die Versicherung kostet 60 Euro für 10 Tage (85 EU/4 Wochen). Bei der Ausfahrt ist dann noch eine Kontrollstelle zu passieren.
Dann sind wir schon im berüchtigten Rif-Gebirge. Wir hatten nicht mehr viel Zeit bis zur Dunkelheit und anvisierten Tetuan als erste Übernachtung. Das Hotel war nicht der Rede wert, deshalb hier auch kein Link. Den Abend einigermassen gerettet hat Hassan, der uns zu einem schönen Restaurant führte. Die haben auch irgendwie Bier für uns besorgt.
Am nächsten Morgen schlug Mitstreiter Jochen vor, uns entlang der Küste in südliche Richtung zu bewegen.
Vorab, wir hatten 80 km Schotter vor uns. König Mohammed VI will diese Gegend touristisch ausbauen. Die komplette Küstenstrasse ist Baustelle. Die Enduroreifen erfüllten ihre Funktion und wir erfreuten uns an der Landschaft.
In der Mitte die Moschee
Rast am Meer
Nächste Station Chefchaouen. Diese Stadt muss man sehen. Hat mir top gefallen, übersichtlich, toll gelegen, schöne Medina und ein wirklich gutes Hotel . Das Hotel liegt direkt am Eingang der Medina und die Motorräder wurden überwacht.
Blick von der Alkasaba, die man besichtigen kann.
Den hätt ich am liebsten mit genommen!
Die Waschhäuser
Am nächsten Tag stand die Königsstadt Fes auf dem Plan. Wir wollten über die N2-N8 durch das “gefährliche” Rif-Gebirge.Wie sich später zeigte, war die Strecke über Ketama-Taounate völlig problemlos. Das mussten auch die beiden italienischen Paare erkennen, die sich uns anschlossen .Ab und zu machten Jugendliche eine Handbewegung, die auf das Angebot von Haschisch aufmerksam machen sollte. Das war´s dann auch schon.
Rif Gebirge
Rif Gebirge
Manche Dörfer zwischendurch fungierten als Versorgungsmeile, nicht gerade schön.
Rif Gebirge