Türkei-Georgien 2019 – Seite 6

Am nächsten Tag stand die Verabschiedung aus der Türkei an. Ich bin bei Kipoli an der Grenze wieder problemlos in die Eurozone hinein gefahren. Keine Wechselstube auf der griechischen Seite, so habe ich jetzt noch ein paar türk. Lira in der Schublade. Dann vorwiegend auf der Autobahn an Thessaloniki vorbei und in der Nähe von Katerini ein Hotel bezogen.

Hotel mit Blick auf den Olympos

So langsam musste ich mir Gedanken über die Weiterfahrt machen. Ort der Entscheidung sollte Igoumenitsa sein. Vorher noch einen Haken nach den Meteora- Klöstern geschlagen.

Wieder mal Glück mit dem Wetter gehabt.

Oben die ganze Gegend abgefahren.

Immer wieder erstaunlich, zu was Menschen fähig sind.

Den Katarapass hatte ich ausgelassen und bin über die Nationalstrasse 6 runter nach Igoumenitsa. Dort in der Hafenbar das Wetter im Balkan erkundet, diverse Reiseforen aufgesucht und den Entschluss gefasst, nicht über Albanien/Kroatien/Slowenien heim zu fahren. In der Region hatte sich ein widerliches Regentief festgesetzt, was mich auch noch erwischen sollte.

Also Ticket für die Fähre Igoumenitsa-Ancona besorgt. Hinweis: als Alleinreisender, evtl. auch mit mehreren, nicht über die Portale buchen! Man kommt mit Motorrad immer unter und kann vor Ort nach Sonderangeboten fragen. In meinem Falle hatten die jede Menge Kabinen frei, was im Preis 80 EU ausmachte (!).

Die Fähre sollte um 24:00 Uhr ablegen. Ich hatte noch jede Menge Zeit und erkundete die Küste, hier Syvota.

Nachher kamen noch ein paar Bikes dazu.

Die Überfahrt war schlimm. Regen und Sturm. Den ganzen Tag in der Kabine/Restaurant verbracht. Ein bisschen Abwechslung brachten die beiden Jungs aus Erding, die ebenfalls auf dem Heimweg waren. Einer davon war Grieche, der für das Essen und das Bier auf der Fähre immer weniger bezahlte (!).

Warum zeige ich dieses nichtsagende Bild?

Weil dieses B&B für mich die letzte Rettung war. Im Hafen in Ancona um 16:30 Uhr angekommen: Dauerregen. In der Hoffnung, das dieser aufhört, bin ich schnell auf die Autobahn. Mittlerweile kam der Regen von allen Seiten und ich wurde trotz Regenbekleidung nass, wie vielleicht 3 mal in meiner mittlerweile 50-jährigen Motorrad-Laufbahn. Als ich dann in Imola nach 160 km auf einen Riesenstau auffuhr (Superbike-Rennen Imola war vorüber), nahm ich schnell die davor liegende Ausfahrt nach Faenza und was soll ich sagen: 100 m nach der Ausfahrt kam dieses B&B. Hatten ein Zimmer frei, Cheffin bestellte mir Pizza/Salat, Bier war im Kühlschrank. Top Heizung im Zimmer, auf der ich meine Sachen trocknete. Diesen Abend werde ich so schnell nicht vergessen.

Morgens wieder im strömenden Regen los, ab Mailand sollte das Wetter besser werden. So war es auch dann. Ich war so gut im “Flow”, dass ich keine Zwischenübernachtung mehr einplante. An der Schweizer Grenze die Vignette besorgt, in Freiburg einen Hamburger verdrückt, insgesamt 3 mal getankt und somit die lächerlichen 980 km abgerissen.  Meine treue Honda hat das problemlos weggesteckt.

Resümee:

7600 km in 3 Wochen, nicht eine gefährliche Situation. Alle Unterkünfte ok. Viele Menschen kennengelernt, in fremde Kulturen abgetaucht, vor allem in Anatolien. Dort gastfreundliche, ehrliche Menschen getroffen. Tolle Landschaften, in den höher gelegenen Strecken Glück mit dem Wetter gehabt. Meine treue Honda lief ohne Probleme. Mal sehen, was demnächst ansteht, Panamericana oder Iran steht noch auf dem Plan.

Noch ein Erlebnis, das ich nachschieben muss:

Nach der Fahrt durch Anatolien war meine Honda ziemlich zugedreckt. Da kam mir eine Tankstelle in Tatvan am Van See mit Dampfstrahl-Reinigungsanlage gerade recht (Selbstbedienung). Einwurf in den Automat umgerechnet 15 Cent. Obwohl Selbstbedienung, kam der Tankwart sofort herbei und nahm die Sache in die Hand. Der Junge mit seinem Moped vor mir, überließ mir die Hälfte seines Seifenschaumes. Nachdem die Honda sauber war, begann ich sie mit einem Lappen trocken zu reiben. Tankwart kam sofort mit weiteren trockenen Lappen herbei. Dann die Honda auf den Hauptständer gestellt, Kette gespannt und mit Spray gefettet. Mittlerweile stand die ganze Mannschaft um mich herum. Einer fragte vorsichtig, ob ich mal die Kette seines Fahrrades einsprühen könnte, was ich auch tat. Das war der Startschuss für die kostenlose, kulinarische Versorgung an der Tankstelle: zuerst ein Tee, dann ein Kuchen und zum Schluss noch ein Kaffee. Man bedenke, 15 Cent Umsatz. Dann noch getankt und die Jungs per Handschlag verabschiedet. Toll!

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